Schweizer Haus

Das Schweizer Haus wurde von Fürstenhaus Castell-Castell als Ministerialienquartier 1880 erbaut.

Hier fand der erste Kassier und Angestellte der damals Gräflich Castellschen Creditkasse eine angemessene Wohnung. Das zweite Obergeschoss wurde von Hausangestellten bewohnt. Der Vorgängerbau um ca. 1617 errichtet war ein landwirtschaftliches Gehöft. Grundmauern und Gewölbekeller stammen noch aus dieser Zeit.

Das Erdgeschoss diente der Casteller Polizei bis 1925 als Amtsstube und Wache. In den folgenden Jahren änderte sich die Nutzung erneut und das Haus wurde in allen Etagen zu einem Mehrfamilienhaus. Nicht wenige heute noch in Castell ansässige Nachbarn haben einen Teil ihres Lebens als Mieter im Schweizer Haus verbracht.

1994 entschloss sich dann das Fürstenhaus das Haus zu veräußern. Der Käufer war Herr Dr. Friedrich Keller, Rechtsanwalt und pensionierter Landrat von Dietzenbach (Hessen). Dr. Keller nutzte das Haus als Feriendomizil und Ort für Gebetstreffen und religiösen Austausch. Der prominente Platz unterhalb der evangelischen Kirche St. Johannes schien geradezu geschaffen für das Treffen von christlich gesinnten Menschen.
Nach dem Tode von Dr. Keller habe ich das Haus von dem Erben gekauft. Es war Liebe auf den ersten Blick, der allerdings die Aufmerksamkeit für die vielen nötigen Erhaltungsmaßnahmen vernebelte. Oft habe ich das Gefühl, dass nicht ich das Haus gewählt habe, sondern das Haus mich. So ist es nun. Was das Haus braucht, bekommt es von mir - Stück für Stück.

Es gibt Veränderungen, die ich eingeleitet habe, aber auch Dinge, die ich beibehalten möchte. Fortführen möchte ich den christlichen Geist, der durch dieses Haus wehte und von meinem Vorgänger gepflegt wurde. Den Weinkeller habe ich gefüllt vorgefunden und übernommen. Es gibt immer noch von Dr. Keller präferierte Weine, die ich aus Erinnerung an ihn nachbestelle, er hatte einen sehr guten Weingeschmack – finde ich.

 

Warum eigentlich der Name "Schweizer Haus"?

Warum eigentlich Schweizer Haus?

Im späten 18. Jh. und natürlich auch im 19 Jh. schickte die Oberschicht ihre Söhne auf die „Grand Tour“, um Europa kennen zu lernen. Europa, das war in der damaligen Welt vor allem Südeuropa und besonders Italien. Den ersten faszinierenden Eindruck erhielten die Reisenden bei der Überquerung der Alpen. Der Weg ging durch die Via Mala über den San Bernardino auf die Alpensüdseite vorbei an Lugano und den Lago Maggiore geradewegs auf Mailand zu.

Durch die Reiseliteratur dieser Zeit gab es nicht nur eine Italienmode, sondern auch eine Alpenbegeisterung. Letzteres zeigte sich in vielen Kupferstichen, die die Gesellschaftszimmer und Salons verschönerten. Alles Alpenländische bezeichnete man als schweizerisch. Österreich oder besser gesagt das Habsburgerreich war im 18. und 19 Jh. ein Flächenstaat, der weit nach Osten und Süden reichte und nur zu einem ganz kleinen Teil alpenländisch geprägt.

In der Gründerzeit entstand ein Bauboom und es wurde mit allerlei Baustilen experimentiert. Man holte die „Alpenromantik“ nach Mitteldeutschland und baute Wohnhäuser im Alpenstil mit der für sie typischen Dachneigung, der Giebelzier und den vielen Fenstern mit Fensterläden. Letztlich gab die Casteller Bevölkerung dem Haus den Namen, verschriftlicht ist die Namensgebung nicht.